Der Anfang
Das Unmögliche war tatsächlich geschafft.
Doch statt Erleichterung zu verspüren, klammerte sich ganz unerwartet eine namenlose Angst in ihrem Nacken fest. Nadelspitze Krallen gruben sich durch den Mantel und drangen tief in die vom Schweiß genässte Haut ein …
Ein geheimnisvolles Wesen stiehlt ein magisches Buch und bringt die Ereignisse damit ins Rollen.
Die fünfzehnjährige Avyna spürt etwas, intuitiv. Als sie ihrem Vater davon berichten will und auf seine Vergangenheit anspielt, geraten sie wieder einmal aneinander. Bekümmert von diesem Streit bringt Thomas seinen Sohn Larin ins Bett und lässt sich von ihm zu einer Gutenachtgeschichte überreden, die er gar nicht erzählen wollte. Allerdings hätte sich der Zwölfjährige etwas mehr Action und Spannung erhofft …
»Hatten Sie schon einmal ein Gespräch mit einem Vampir?« Er ließ bewusst eine kurze Pause. »Nein? Keiner von Ihnen? Nicht einer?« Wieder verstrichen ein paar Momente.
»Nun, das wäre sehr anregend, kann ich Ihnen versichern. Vampire gehören zu den interessantesten und geheimnisvollsten Wesen, die man sich vorstellen kann. Sie sind anders, nicht von dieser Welt, und sie habe eine ganz eigene Sicht auf die Dinge, weil sie entgegen weit verbreiteter Meinung niemals Menschen waren und doch auf eigentümliche Weise mit diesen verbunden scheinen.
Ihr Gespräch mit einem Vampir würde nach einer Weile zusehends schwermütiger. Vielleicht wundern Sie sich noch, warum Ihnen das Leben plötzlich so dunkel und sinnlos erscheint – und dann bemerken Sie, wie ein kribbelndes Ziehen aus den Lendenwirbeln heraus langsam Ihre Wirbelsäule entlang hochzieht.«
Die Urängste
Das Tor zu den Toten
Ein leiser Gesang setzte von überall her ein, und ich war sicher, dass nun die eigentliche Zeremonie begann. Eine Zeit lang geschah nichts, nur die gleichmäßigen Tonfolgen breiteten sich in der Halle aus, und das Echo überlagerte sie zu einem vielstimmigen Chor, harmonisch schön und chromatisch ungereimt zugleich. Eigentlich war es ein fast erhebender Moment, an diesem unglaublich beeindruckenden und mystischen Ort einer so fremden und wunderbar eingängigen Melodie zu lauschen.
Was dann folgte, war entsetzlich. ...
Einer seiner ersten Aufträge als Dar-Rashûk führte Thomas vor dreißig Jahren nach Kappadokien. Er wird dort Zeuge eines grausames Rituals in einem alten Tempel der Hethiter. Dieses Erlebnis war zutiefst verstörend und erst als Thomas es mit seiner Familie teilt, begreift er den eigentlichen Sinn.
»Diese Versammlung selbst ist schwach geworden, weil wir als Wesenheiten nie zueinandergefunden haben, uns nie vermischt, nie miteinander gelebt haben … Die Schicksalsgemeinschaft ist brüchig geworden, das Band, das uns zusammenhalten sollte, bis zum Bersten gespannt.
An uns Menschen werden andere Maßstäbe angelegt. Allein wenn wir daran denken, dass unsereins noch nicht einmal von der Existenz der anderen Wesenheiten erfahren darf … Das große Geheimnis muss auf Geheiß der Mächtigen in diesem Rat vor uns Menschen verborgen bleiben, dass sie, dass alle der hier Anwesenden … dass Ihr im Verborgenen leben könnt, so wie es Euch beliebt!«
In einer absolut dunklen Höhle kommt der Hohe Rat zusammen. Kalen, die Hüterin der Menschen, prangert die Ungleichheit zwischen den Wesenheiten an und forderte dazu auf, die alte Tradition des „Chat’la“ aufzugeben. Doch damit verspielt sie mehr als nur ihre Privilegien als Hüterin …
Der Hohe Rat
Der Kreis der Eingeweihten
»Hallo, mein Name ist Steve. Ich bin ein Veränderter und möchte euch meine Geschichte erzählen.«
Ein Veränderter? Was um alles in der Welt sollte das bedeuten? Dieser Steve war ein junger Mann, vielleicht Anfang oder Mitte dreißig, extrem schlank, Jeans und Holzfällerhemd, das fantastisch, aber fast schon klischeehaft zu seinem amerikanisch klingenden Namen passte. Der dazu gehörende Akzent, wie man ihn fast erwarten würde, fehlte.
»Hallo, Steve, du bist willkommen mit dem, wie du die Welt betrachtest.«
Die Regierungsbeamtin Sophie hatte eine beängstigende Begegnung mit den Rykanern. Seither vermutet sie, dass diese Vampirwesen etwas Furchtbares planen. Bei ihren Nachforschungen stößt sie auf eine Gruppe, deren Mitglieder sich die „Veränderten“ nennen und alles über sie zu wissen scheinen.
»Ja, Sie wissen schon, diese blutlosen Untoten, die sich deshalb über die Menschen hermachen, ihr Blut trinken, und denen man nur mit Holzpflö-cken beikommt …«
Evelyn redete sich in Fahrt, ohne dass Avyna einfiel, wie sie ihre Freundin stoppen konnte.
»Das ist natürlich alles totaler Quatsch, hab’ ich gegoogelt. War nur dieser Sam Broker, oder wie der hieß. Der schrieb im letzten Jahrhundert so einen kitschigen Roman. Hab’ ich mir übrigens für umme als E-Book geladen, aber das ist ja ein schlimm langweiliges Werk, ha-ben Sie da mal reingelesen? Echt nicht mein Ding, kann ich Ihnen sagen.«
Was um alles in der Welt erzählte Evelyn da? Der Mann war ein völlig Fremder.
Die beiden Freundinnen Avyna und Evelyn besuchen eine Ausstellung im städtischen Museum, weil sie hoffen, dort etwas über die Magie der Rykaner zu erfahren, aber sie entdecken mehr als ihnen lieb ist und verlieren viel …
Die Geheimnisse des Blutes
Eine Stadt der Gläubigen
»Fontanelle …«
»Was ist Fontanelle?«
»Un cimitero.«
»Ein Friedhof? Was wollen wir denn jetzt auf einem Friedhof …?« Bei dem Gedanken, der sich wie ein ungebetener Gast hereinschlich, wurde es ihm kalt ums Herz. »Du denkst doch nicht etwa, dass wir meinen Freund dort finden?«
»Ma no! Wir treffen Chiara! Das ist alles. Sie wird helfen!«
Neapel ist ein mystischer Ort. Auf der Suche nach einem Freund steigt Thomas in die Unterwelt der Stadt hinab und trifft unerwartet auf ein sehr altes Wesen, das ihm auf eine merkwürdige Art Hilfe in Aussicht stellt …
Calibria Salibarum | [unbek.] | Redewendung: Erwarte das Unglaubliche |
Çay | [türk.] | türkischer Tee |
Cezve | [türk.] | Behältnis zum Kochen von Mokka-Kaffee |
Chaim-Krataran | [salerisch] | oberster Würdiger, bezeichnet das Oberhaupt der Rykaner |
Chaira | [Name] | Orakelbrunnen in den Höhlen unter Neapel |
Chat‘la | [SdU] | Tor |
Chav-dour | [salerisch] | Magie, die eine Veränderung von Raum und Zeit bewirkt |
Personen und Begriffe
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